Die US-amerikanische Sitcom und viele ihrer europäischen und deutschen
Ableger waren über Jahre hinweg ein Paradestück an moralischer
Normalität und an klassischem Familienbild. Andersartigkeit wurde eher
aus exotischen Gründen höchstens er-/geduldet. Doch nun scheint alles
anders. In der Vorabendserie The New Normal kommt es zum deutlichen
Bruch mit dieser übereingekommenen nostalgisch-moralischen Haltung. Da
leben plötzlich zwei Männer, die bekennende Homosexuelle sind, zusammen
und möchten mittels einer Leihmutter ein eigenes Kind bekommen. Die
Großmutter dagegen verkörpert noch das traditionelle Bild derjenigen,
die mit Schwulsein nichts anfangen können und sich für eine Akzeptanz
auch nicht begeistern können.
Trend mit langem Vorlauf
Dieser Trend setzt von einigen Jahren ein: Schwule haben damit in den
Sitcoms Einzug gehalten und sich in die weltweiten Wohnzimmer
eingenistet und damit Stück um Stück etabliert. Die Renner scheinen
derzeit Patchwork, Wohngemeinschaften, aber auch ganz traditionelle
Themen, wie das gemeinsame Wohnen mehrerer Generationen in einem Haus,
ein sogenanntes Mehrgenerationen-Haus. Ganz verschiedene Versionen der Modern Family entstehen so und verändern damit das überkommene Bild,
welches über Jahre unbeweglich war.
Neue Freiheiten
In den Sitcoms werden die neu gewonnen Freiheiten dargestellt und damit
bestätigt, dass sich die derzeitigen Gesellschaften weiter entwickelt
haben. Schwulsein ist nichts Absonderliches mehr, keine Exotik, die
eines besonderen Verständnisses bedarf, sondern gehört ganz normal dazu.
Mitten hinein in den biederen Alltag ist eine neue, akzeptierte
Lebensform hinzugekommen, mit allen ihren Vorteilen und Nachteilen, wie
eben die anderen beiden Lebensformen auch, des Single- und des
Hetero-Daseins. Und wenn die Sitcom mittlerweile schwul geworden ist,
ist es die Gesellschaft irgendwie auch. Sie ist auch schwul und damit
wiederum ganz normal.